Folge 6: Die Sängerin IUMA über Segen und Fluch von Klickzahlen, Algorithmen und Likes

Shownotes

Musik ist heute messbarer denn je: Klickzahlen, Alogrithmen und Likes bestimmen das Veröffentlichen von Musik. Die Singer-Songwriterin Julia Leimenstoll aka IUMA berichtet im Interview mit Silke Super von ihren Erfahrungen, wenn die eigene Musik "raus in die Welt geht". Ein wichtiges Thema: Soziale Medien bieten gesundheitsschädigend Soziale Medien sind.

Alle Links zum Song: https://bfan.link/schwarzlicht Instagram: / iumaiumaiuma Tiktok: / iumaiumaiuma

Danke und Love an Sven für das Video und an alle Beteiligten!! Kamera und Cut by Sven Int-Veen Styling: Luzia Knauf Haare und Make-Up: Anne-Lena Cox Fotos: Kaspar Achenbach Songproduktion: oh.no.ty Mix und Master: Beats by A

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Podcast Folge 6

Gemeinsam für Musik der Podcast des Deutschen Musikrates.

Willkommen zu einer weiteren Folge dieses Podcasts Gemeinsam für Musik . Mein Name ist Silke Super.

In dieser Folge spreche ich mit der Musikerin IUMA aus Berlin über ein paar Aspekte ihres Alltags als junge Künstlerin in Deutschland. IUMA und ich haben uns über das PopCamp, den Meisterkurs für populäre Musik des Musikrates kennengelernt. Ich bin zusammen mit anderen Expert:innen und Branchenprofis in der Jury des PopCamps und gemeinsam wählen wir in jedem Jahr fünf aufstrebende, hochtalentierte deutsche Bands oder auch Einzelkünstler:innen aus, die dann in drei unterschiedlichen Coaching Phasen auf ein professionelles Leben als Musiker:innen vorbereitet werden. IUMA gehört zu den ausgewählten und geförderten PopCamp-Künstler:innen des Jahres 2022. Sie lebt in Berlin, schreibt ehrliche deutschsprachige Popsongs und arbeitet gerade an ihrer zweiten EP.

Hallo IUMA.

Hallo.

Ich würde so gern von dir wissen, wie ist es überhaupt für dich als Künstlerin an neuen Tracks, egal ob Einzelstücke oder Alben, zu arbeiten, zu produzieren und diese dann rauszubringen, vor was für Probleme oder Aufgaben stellt dich das? 

Also erstmal ist es total schön, Musik rauszubringen und die fertig zu machen und daran zu arbeiten. Das finde ich, ist eigentlich der allerschönste Prozess, weil da hat es noch niemand gehört und da ist alles irgendwie noch ganz meins oder unser. Und das ist erstmal total schön und aufregend. Und wenn es dann rauskommt, dann fängt eigentlich das Abenteuer an, weil dann gehört es nicht mehr mir und dann hören das Leute. Und dann fängt manchmal die Sorge an: OK, was passiert jetzt damit, wie finden das die Leute? Und wie gehe ich dann damit um?

Ich kann mir vorstellen, dass auf dieser Reise, die deine Musikstücke dann ja machen, ab dann, wenn du sie mit den Menschen teilst, treiben dich vielleicht Sorgen, Druck oder auch Ängste um. Es ist ja immer die Frage, was passiert? Funktioniert das? Kommt das an, was ich da mache in meinem Kämmerlein, in meinem Studio. Wie gehst du mit diesen Sorgen und/oder diesem Druck und/oder Ängsten um?

Das ist ganz unterschiedlich. Also manchmal ist das ja auch ne schöne Angst. Also ich find das auch nicht immer… also es ist erstmal auch schön, Musik rauszubringen und die mit Menschen zu teilen. Auch wenn damit Druck und Ängste einhergehen. Aber erstmal ist es auch eine schöne Reise und ein schönes Abenteuer. Aber manchmal ist da ein Druck, der mich auf jeden Fall immer mal wieder überrascht und auch überwältigt. Und ich hab zum Beispiel jetzt bei meiner zweiten EP gesagt: das ist für mich ein Experiment. Ich versuche einfach mal zu sagen, alles was passiert mit dieser EP und mit den Songs, egal wo die landen, egal wie die ankommen, ich möchte mit diesen Songs lernen, damit umzugehen. Dass sie trotz allem, egal was passiert, gut sind, gut genug. Und dass sie ihre Rechtfertigung haben, egal wie erfolgreich oder nicht erfolgreich sie sind. Und ich gehe in der Hinsicht damit um, dass ich mir um 00:00 Uhr manchmal sage, so, jetzt ist der Song raus, jetzt trinke ich einen Schnaps oder einen Sekt da drauf, jetzt freue ich mich erstmal, dass der jetzt der Welt gehört, das ist erstmal super, richtig gut gemacht. Und dann versuch ich mich erstmal zu entspannen und nicht darauf zu gucken: ist der jetzt in der Spotify Playlist gelandet oder nicht? Oder teilen den jetzt direkt Leute, oder was auch immer. Weil, das ist natürlich alles mittlerweile so messbar geworden, dass du dir - wenn du willst – direkt nen Riesendruck machen kannst, sobald der Song draußen ist um 00:00 Uhr.

Wie hilfreich oder verstörend sind für dich dabei Soziale Medien?

Also auch da: Soziale Medien sind super in der Hinsicht, dass sie unsere Musik erstmal kostenlos verbreiten können. Ich habe die Möglichkeit, kostenlos Werbung für mich, für meine Kunst und jeden einzelnen Song zu machen - und das ist erstmal supertoll. Und auch Menschen können ja einfach sehr barrierefrei meine Musik und Kunst konsumieren. Das ist ja eigentlich erstmal super. Und das hat ganz viel Potenzial, finde ich. Aber was dabei eben auch das Problem ist, ist: alles wurde meines Erachtens so krass messbar. Also, ich kann durch Zahlen, durch Likes, durch „wie viele Shares habe ich“, „wie viele Kommentare habe ich“, „wie viele Follower habe ich“ messen - also angeblich - wie gut oder wie nicht gut oder wie erfolgsversprechend meine Musik und Kunst ist. Und die Gefahr ist darin, dass ich das - und auch viele andere Künstler:innen - auf ihren eigenen Wert projizieren und sich dann denken, eben: ja, nur weil etwas vielleicht bei mir nicht so gut läuft wie bei anderen, ist es besser oder schlechter. Und das finde ich, ist ne sehr sehr große Gefahr und durch den heutigen Algorithmus ist einfach auch sehr viel nicht mehr kontrollierbar. Es fühlt sich an, als könnte ich alles schaffen und ich muss nur ganz ganz ganz viel machen und ganz ganz viel arbeiten. Und dann stehst du manchmal plötzlich da und denkst: Hä? Aber das klappt trotzdem nicht! Warum denn nicht? Und dann fängst du an zu zweifeln und zu denken du bist schuld.

Wo denkst du persönlich könnte eine vielleicht noch bessere Förderung für Pop-Künstler:innen ansetzen?

Also, ich glaube… Ich denke, wir sollten noch sehr viel mehr über mentale Gesundheit in der, in der Kunstszene sprechen und auch über die Gefahren und Potenziale von Sozialen Medien. Das ist ne Förderung, die ich, glaube ich, gerne mal genossen hätte. Also wirklich darüber zu sprechen „Wie baust du dich sozial auf?“ - also in den sozialen Medien - und wie gehst du aber damit um, wenn Sachen nicht klappen? Und wie schützt du dich auch vor allem. Also, das find ich n ganz ganz wichtigen Punkt, weil ich finde wir haben noch nicht so viel Überblick darüber, wie gesundheitsschädlich auch Soziale Medien sein können und ich finde, das sollte in jeder Förderung auf dem Schirm sein. Und ich finde auch, wir brauchen noch mehr Geld. Also, wo es bei mir immer wieder hapert, ist, dass ich merke: ****, das ist alles sauteuer! Und hätte ich nicht noch einen Nebenjob und alles Geld, was reinkommt, wird wieder refinanziert, könnte ich das alles nicht wuppen .Und auch das reicht gar nicht. Also - durch - ich brauch trotzdem noch Förderung und Stipendien und so. Und das alles braucht es noch mehr an mehreren Stellen und für viel mehr Leute!

Sagt die Musikerin IUMA aus Berlin. Vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke in deine Arbeit.

Sehr gerne und vielen Dank, dass ich da sein darf.

Und damit sie mal eine Idee von Ihrer Musik bekommen, hören wir in IUMAS aktuellen Song „Schwarzlicht“ rein.

Ihnen vielen Dank für Ihr Interesse. Weitere Informationen über die Aktivitäten des Deutschen Musikrates inklusive aller Informationen rund um das Popcamp finden Sie auf der Website www.musikrat.de.

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