Folge 13: Gemeinsam stark - Das Bujazzo bei der Euro2024

Shownotes

Sport und Musik ermöglichen Begegnungen. Sei es im Training, in Camps, bei Proben oder Spielen: Beide Bereiche vermitteln nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern fördern Kommunikation, ein gemeinsames Werteverständnis sowie soziale und emotionale Kompetenzen. Sport und Musik zeigen, wie Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihrer Perspektive zusammenkommen und gemeinsam etwas Großes schaffen können.
Ein aktuelles Beispiel für die Verbindung von Sport und Musik ist die Euro 24 Tour des Bundesjazzorchesters. In diesem Jahr brachte das Orchester Jazz zu Fußballfans im ganzen Land und öffnete damit neue Wege, Musik und sportliche Begeisterung miteinander zu vereinen. In der neuesten Podcastfolge berichten aktuelle Mitglieder des BuJazzO über ihre Eindrücke, und auch Tom Gaebel, ehemaliges Mitglied des Orchesters und nun Solist der Tour, kommt zu Wort.

Musik
Bundesjazzorchester
Künstlerische Leitung: Prof. Ansgar Striepens
Gesang: Tom Gaebel

Auszug aus dem Programm der Euro2024
• Tage wie diese (Die Toten Hosen, Andreas von Holst, Campino, Birgit Minichmayr, arr. by Florian Raepke)
• We Are the Champions (Queen, Freddie Mercury, arr. by Ansgar Striepens)

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Folge 13: Gemeinsam für Musik der Podcast des Deutschen Musikrates

Sprecherin: Fanny Opitz (FO)

FO: Hallo und herzlich willkommen zu Gemeinsam für Musik, dem Podcast des Deutschen Musikrates Profimusik und Spitzensport. Da gibt es so einige Parallelen. Wer hier groß rauskommt, hat sich oft schon in jungen Jahren viel abverlangt. Hartes Training, Disziplin und Lern- und Leistungsbereitschaft. Und Sport wie auch Musik sind wichtige Pfeiler, jungen Menschen Demokratie zu vermitteln. Denn neben dem praktischen Skills geht es um Kommunikation, einen gemeinsamen Wertekompass und darum, soziale und emotionale Fähigkeiten zu erlernen und zu vertiefen.

Ein Beispiel dafür, wie Sport und Musik zusammengehen, ist in diesem Jahr die Euro 24-Tour des Bundesjazzorchester gewesen, bei der Fußballfans im ganzen Land mit Jazz in Berührung gekommen sind. Egal, ob sie sonst eingefleischte Jazzfans sind oder sich noch nie zuvor in einen Jazzclub getraut haben. Denn auf den Bühnen, die live die Fußball-EM übertragen haben, ist auch das Bujazzo, das Bundesjazzorchester, gestanden, mit einem Programm, das die Fußballfans angeheizt hat beim Jubeln, Feiern und Mitsingen.

MUSIK im Hintergrund

Wir lassen jetzt die Euro 24-Tour Revue passieren, sprechen mit momentanen Mitgliedern des Bundesjazzorchesters und dem Projektleiter Henning Vetter (HV). Außerdem lassen wir ein Alumnus des Bujazzo zu Wort kommen, den Vokalisten Tom Gaebel (TG), der eigentlich ein Sportmuffel ist.

TG: Für mich persönlich ist das früher nie zusammengegangen. Ich habe mich immer für die Musik entschieden. Meine ganze Familie hatte mit Sport eigentlich nichts zu tun. Also, wenn wir jetzt mal meine Brüder, wir sind 4 Brüder zu Hause, wenn wir Sport machen, hat das immer nur den Hintergrund, dass wir was entweder für die Figur oder fürs allgemeine Wohlbefinden machen müssen.

FO: Entstanden ist die Idee zur Euro 24-Tour auf Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das das Bundesjazzorchester finanziert. Für Henning Vetter vom Deutschen Musikrat, der das Projekt begleitet hat, war von Anfang an klar, was für eine große Chance dies für die vielen jungen Musikerinnen und Musiker aus dem Bujazzo sein würde.

HV: Das Bundesjazzorchester ist ja so was wie die U 24 Nationalmannschaft des Jazz‘ irgendwie. Das heißt, es sind die besten Musiker:innen unter 24 Jahre oder bis 24 Jahre in Deutschland, die wir so finden können. Die spielen in diesem Orchester mit - und das ist natürlich die Parallele, die wir während dieser Tour zur Nationalmannschaft irgendwie gespürt haben und aufgebaut haben.

FO: Profisport trifft auf exzellenten musikalischen Nachwuchs. Und macht die Arbeit des Bujazzos sehr sichtbar. Denn innerhalb der Host-Cities hat das Bujazzo direkt in den Fanzones gespielt und das vor Mega-Leinwänden in Köln, Dortmund, Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Leipzig. Auch für Tom Gaebel eine große Sache.

TG: Ein Highlight war natürlich mit Sicherheit dieser riesige Platz da, auf dem wir gespielt haben in Berlin, auf dieser Fanmeile. Das war natürlich einfach schon auch ein Knaller von der ganzen Umgebung. Das sieht ja toll aus oder das sah toll aus. Und, auf so einer großen Bühne habe ich auch so noch nicht gestanden. Als Jazzmusiker ja eh nicht, da hat man ja eher die kleine Bühne oder den kleinen Club oder wie auch immer. Und wenn es schlecht läuft, kommen 5 Leute und wenn es gut läuft, dann kommen 30 Leute. Das ist so ja manchmal in dem Bereich. Und das war natürlich für die jungen Leute noch mal krasser als für mich.

DM: Vorm Brandenburger Tor war auf jeden Fall ein Highlight für mich. Weil man kennt ja natürlich das Brandenburger Tor als Tourist in Berlin. Ich war schon ein paar mal da, eben als Tourist. Und es ist ja auch so schon schön genug. Aber jetzt davor zu stehen und da zu spielen, ist auf jeden Fall ziemlich, ziemlich schön. Und auch auf die Siegessäule dann zu gucken, wenn man auf der Bühne steht, das war schon ein großer Moment für mich. Und es waren auch ein paar Kollegen da, die in Berlin studieren, und das war schon ziemlich schön.

FO: Daniel Milosi (DM), Trompeter im Bujazzo. Neben den Locations hat die Musikerinnen und Musiker auch das Publikum begeistert. Saxophonistin Sofia Will (SW).

SW: Das Schönste war vor allem, dass das Publikum, das da war, war mal so ein ganz anderes, als was wir sonst haben. Oft so, haben wir so Jazzpublikum natürlich, auch eine gewisse Altersklasse, vielleicht etwas älter und natürlich auch ruhig, ein ruhiges Publikum. Man sitzt und so. Und jetzt bei den Auftritten war es eben, stehend, Open Air und alle hatten halt Bock auf Fußball. Und es waren super viele, auch junge Leute dabei, auch viele Kinder. Es war mega - eine mega tolle Stimmung einfach. Und ja, ich glaube, das vergisst man auf jeden Fall nicht.

MUSIK

FO: Dass Musik und Sport Menschen aller Generationen miteinander verbindet, das hat die Euro 24-Tour allen Mitgliedern des Bujazzo gezeigt. Für einige ist Sport neben der Musik sogar die zweite große Leidenschaft. Bassistin Tabea Kind (TK).

TK: Ja, schon. Also ich bin auch leidenschaftliche Fußballerin, tatsächlich. Und hab mich deswegen sehr gefreut, dass dann da diese UEFA-Tour vor der Tür stand. Mich hat das immer irgendwie beides begeistert, Sport und Musik. Und weil eben auch beides irgendwie verbindet die Menschen. Gerade Fußball auch, wo man dann ins Stadion geht, vielleicht so ein bisschen so wie auf ein Konzert gehen oder so. Aber es hat mir natürlich die UEFA-Tour noch näher gebracht, wenn wir dann ein Konzert gespielt haben als Band und danach noch Public Viewing waren, das war schon einfach cool.

MUSIK

FO: Einfach cool. So ist auch das Repertoire gewesen. Denn neben Big Band Musik, arrangiert oder komponiert vom künstlerischen Leiter der Tour, Ansgar Striepens, hat das Bujazzo auch viele Hits gespielt, die zum Sport einfach dazu gehören. Henning Vetter.

HV: Es ist eine sehr elegante Musik, weil sie eben... sie ist, tanzbar und sie macht Spaß. Und sie führt einen aber auch schon so ein bisschen in die Jazzwelt ein, von den Klängen und von der Instrumentierung teilweise - und von der Harmonisierung ist schon viel, viel aus dem Jazz dabei. Aber halt auf so einer Schwelle, wo jeder irgendwie Spaß hat, dabei auch zuzuhören. Und das ist ja oft eine Sache, die wird dem Jazz zu Unrecht abgesprochen.

MUSIK

TG: Es war jetzt nicht zu zeigen „Boah, das können eigentlich hier diese Leute spielen. Wie krass ist diese Big Band.“ Sondern es ging auch darum einfach zu zeigen: Hey Leute, das ist irgendwie alles krass und es ist eine super hohe Qualität. Aber das ist jetzt nichts so, wovor man Angst haben muss, man kann es auch einfach mal anhören und Spaß dabei haben, auch beim Jazz.

FO: Das Bujazzo, das jungen Musikerinnen und Musikern die Chance gibt, sich weiter auf ein professionelles Musikerleben vorzubereiten, hat es mit der Euro 24-Tour geschafft, sehr sichtbar zu werden und Jazz einem großen Publikum zu zeigen. Die Anstrengung hat sich ausgezahlt für alle Mitglieder des Ensembles, nicht zuletzt durch ein großes Medienecho, findet Posaunist Paul Lüpfert (PL).

PL: Also toll fand ich: kurz vor dem Eröffnungsspiel haben wir im Konzerthaus in Dortmund gespielt. Und es war total komplett ausverkauft. Und dann wurde das noch live im Radio gesendet. Und das hat total Spaß gemacht, da für so viele musikbegeisterte und auch fußballbegeisterte Leute zu spielen. Und wir haben dann doch gemerkt, dass die Überschneidung da gar nicht so gering ist.

FO: Das gemeinsame Musik- und Fußballerlebnis hat die Band zusammengeschweißt. Wie auch die Proben und die gemeinsame Zeit auf und hinter der Bühne. Das Bundesjazzorchester ist ein Netzwerk fürs Leben, das viele Persönlichkeiten zusammenbringt. Das zu begleiten motiviert Projektleiter Henning Vetter.

HV: Und ich hab total Spaß, das irgendwie zu machen. Und das ist natürlich auch so ein bisschen der Auftrag und das, was wir gerne machen. Dass wir nicht nur die Jugendförderung so sehen „Wir fördern sehr, sehr talentierte Musiker:innen“, sondern wir wollen natürlich auch in die Gesellschaft reinwirken. Dass Leute einfach Spaß bekommen daran, zuzuhören, aber vielleicht auch einfach selber ein Instrument in die Hand zu nehmen. Und das ist auch eine Wirkung, die das Orchester hat.

FO: Und bei allem Ernst, die junge Jazz-Elite auszubilden, kommt der Spaß natürlich auch nicht zu kurz. Tabea Kind.

TK: Der Henning ist immer ganz oben mit dabei, also im Bus, ob man dann da irgendwelche Spiele spielt oder so … Ich weiß noch, die letzte Reihe hat irgendwie immer Skat gespielt. Und ja, man redet auch viel über viele Themen, die einen beschäftigen und Dinge. Manchmal in großen Gruppen, manchmal einfach nur zu zweit oder so. Und dann die Konzerte, da gibt es manchmal Blickkontakte, die auch das verdeutlichen, was man irgendwie vielleicht den Tag über besprochen hat, und danach gibt es natürlich auch manchmal noch das ein oder andere Bier.

FO: Der Vokalist Tom Gaebel hat heute immer noch Kontakt zu einigen seiner damaligen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bujazzo. Er freut sich über jede Gelegenheit, ihnen wieder zu begegnen.

TG: Da werden schon viele Freundschaften und auch so musikalische Seilschaften fürs Leben geschlossen.

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